Parkinson und Ernährung

 

 

Kleine Änderungen können Großes bewirken

Ernährung ist ein Thema, das uns jeden Tag auf mehrfache Weise beschäftigt. Viele wissenschaftliche Arbeiten belegen, dass eine sinnvolle zusammengestellte Ernährung eine sehr positive Auswirkung auf unseren Körper und Befinden hat, eine einseitige Ernährung dagegen unserer Gesundheit schaden kann.

Bei der Parkinson-Krankheit gilt es nicht nur, gängiges Wissen über Ernährung zu bedenken, sondern es müssen auch bestimmte, von der Erkrankung ausgehende Veränderungen beim Verdauungsvorgang und Wechselwirkungen von Medikamenten berücksichtigt werden. Darüber hinaus häufen sich die Erkenntnisse, dass eine bewusst zusammengestellte Ernährung einen positiven Einfluss auf Nervenzellen und somit gewissermaßen eine nervenzellschützende Funktion haben kann.

 

Worauf muss man bei Parkinson bei der Ernährung achten?

Anders als bei Gesunden spielt der Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme bei der Parkinson-Krankheit eine große Rolle. Dies liegt einerseits an den Transportmechanismen im Darm, andererseits an der Übelkeit, die häufig die Medikamenteneinnahme begleitet. Um Nahrungsbestandteile aus dem Verdauungstrakt in das Blut aufnehmen zu können, werden „Transporter“ im Darm benötigt. Auch für die Medikamentenaufnahme sind Transporter nötig, was bei der Parkinson-Krankheit im Fall von L-Dopa zu einer „Konkurrenzsituation“ führen kann. L-Dopa ist nämlich chemisch mit den Eiweißbausteinen der Ernährung verwandt und wird auch durch denselben Transporter in das Blut aufgenommen wie die Nahrungseiweiße. Wenn Nahrung also viel Eiweiß enthält, kann das Transportsystem schnell überlastet sein und L-Dopa nicht mehr in genügenden Mengen aufnehmen. Die Folge: Das Medikament wirkt nur unzureichend. Ist die Verabreichung von L-Dopa  im Verlauf der Erkrankung notwendig, sollte das Präparat mindestens ½ Stunde vor oder 1 ½ Stunden nach dem Essen eingenommen werden.

Allerdings ist eine Einnahme des Medikaments vor den Mahlzeiten oft von Übelkeit begleitet. Hier bietet sich an, noch vor der Einnahme trockene Kekse oder Kräcker zu verzehren, was einen neutralisierenden Effekt hat und die Übelkeit lindert. Tritt die Übelkeit durch die Medikamenteneinnahme auf, sollten eher leicht verdauliche, fettarme Speisen gewählt werden. Die Portionen sollten nicht zu groß sein, sondern eher auf kleinere Mahlzeiten verteilt werden. Auf zu geruchsintensive Speisen sollte man verzichten. Bei anhaltender Übelkeit hat sich die Gabe von Domperidon bewährt (3 mal 20 Tropfen) vor den Hauptmahlzeiten.

 

Wenn der Verdauungstrakt schlecht funktioniert

Im Laufe der Erkrankung ist der Verdauungstrakt für den Patienten spürbar vor allem bei zwei Funktionen betroffen. Bei der Verdauung selbst, d.h. es kann schon früh, teilweise sogar schon vor Ausbruch der Erkrankung zu einer Verstopfung (Obstipation) kommen, und beim längeren Verlauf beim Schlucken.

Von einer Obstipation spricht man, wenn es weniger als zwei bis drei Mal pro Woche zum Stuhlgang kommt, dieser deutlich erschwert bzw. schmerzhaft ist oder die Stuhlmenge vermindert oder sehr trocken ist.  Wesentliche Ursachen sind dafür bei der Parkinson-Krankheit Regelungsstörungen der Magen-Darm-Passage (Übergang der Nahrung vom Magen in den Darm), die über das autonome (d.h. gegenüber dem Zentralnervensystem selbstständige) Nervensystem gesteuert wird, und nicht selten auch Medikamente.  Bei Parkinson-typischen Arzneien können vor allem die sogenannten Anticholinergika dieses Symptom mit bedingen.

Aber es gibt auch Faktoren, die der Patient beeinflussen kann. Wir wissen, dass eine ballaststoffarme Ernährung mit viel Süßigkeiten sich ebenso wie ein Flüssigkeits- und Bewegungsmangel negativ auf Verdauung und Stuhlfrequenz auswirken kann. Das bedeutet umgekehrt, dass Ballaststoffe, nämlich faserreiche Nahrungsbestandteile pflanzlicher Herkunft, enthalten etwa in Leinsamen, Weizenkleie, Vollkorn, Karotten, Äpfeln und Trockenobst, die Verdauung anregen ( und überdies durchaus schmackhaft sein) können. Der Grund dafür ist, dass eine Reihe von Enzymen (Eiweiße), die bei der Verdauung mitwirken, erst dann aktiv wird, wenn genügend Ballaststoffe in der Nahrung enthalten sind. Außerdem erhöhen Ballaststoffe das Volumen und die Festigkeit des Darminhaltes, sodass dieser besser transportiert werden kann.

Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang, dass die Verdauung bereits im Mund beginnt, denn schon der Speichel enthält erste Verdauungsenzyme. Es ist also wichtig, langsam und gründlich zu kauen. Da die Bewegungsabläufe durch die Parkinson-Krankheit häufig verlangsamt sind und gründliches Kauen dadurch erschwert sein kann, sollte ausreichend Zeit  für die Mahlzeiten eingeplant werden.

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist für sehr viele Parkinson-Patienten ein  schwieriges Thema. Dennoch ist eine tägliche, ausreichende Menge von großer Bedeutung, unter anderem damit die Ballaststoffe im Darm quellen und die Wirkung entfalten können. Mindestens 1,5 oder besser 2,0 Liter Flüssigkeit täglich sollte jeder Patient möglichst in Form von Mineralwasser, Kräutertee oder verdünnten Obst- oder Gemüsesäften zu sich nehmen.  Eine auseichende Flüssigkeitsmenge ist jedoch nicht nur für die Verdauung wichtig. Das häufige Auftreten von Verwirrtheitszuständen bei Infekten oder heißen Temperaturen im Sommer ist bei der Parkinson-Krankheit sehr häufig auf eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr im vergleich zum Verbrauch zurückzuführen. Ein sehrt bewusstes Trinken ist daher gerade zu diesen Zeiten notwendig. Ein stets gefülltes Glas auf dem Tisch kann als Erinnerung dienen.

Wenn die Bewegung eingeschränkt ist, wird auch der Darm träger. Das bedeutet, dass nicht nur für die motorischen (auf die Bewegungssteuerung bezogenen) Fähigkeiten, sondern auch für die Verdauung eine ausreichende Bewegung sehr wichtig ist.

 

Mit den bisher beschriebenen Maßnahmen lassen sich Begleitsymptome lindern und die Wirkung von Medikamenten verbessern.

 

 

Über Stock und Stein

 

Sport hält fit und gesund. Doch auch, wer bereits erkrankt ist, profitiert von der regelmäßigen Bewegung an der frischen Luft. So wirkt sich körperliche Aktivität bei Parkinson-Patienten positiv auf die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit aus und senkt das Erkrankungsrisiko.

 

Die Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention empfiehlt Nordic-Walking als für Parkinson-Patienten „sehr geeignete Sportart“.  Es ist gut zu erlernen, sicher und wirksam. Dabei beruft sich die Gesellschaft unter anderem auf eine Studie der Universitätsklinik Gießen. Zwölf Wochen lang untersuchte eine Forschergruppe 58 Parkinson-Erkrankte, von denen 38 zweimal pro Woche bis zu 75 Minuten Nordic-Walking machten. Die  übrigen 20 Patienten dienten der Kontrolle. Die Teilnehmer der Sportgruppe trainierten drei Monate lang das zügige Gehen mit Stöcken im Gelände. Die Ergebnisse sprechen für sich: Durch das Training konnten Gleichgewicht, Haltungsstabilität und Ganggeschwindigkeit bei Patienten mit Parkinson verbessert werden. Gleichzeitig nehmen die Aktivitäten des täglichen Lebens zu und das emotionale Wohlbefinden bessert sich ebenfalls.

 

Nordic-Walking besonders geeignet

 

Dass Nordic-Walking eine Sportart ist, die sich besonders für Parkinson-Erkrankte eignet, untersuchte die Diplom-Sportwissenschaftlerin Mareike Schwed vom Institut für Sportwissenschaften der Goethe-Universität in Frankfurt a. M. als eine der ersten. Ihr galt den Effekten des Nordic-Walking auf die Ausdauerleistung, die Lebensqualität sowie den Gang und das Gleichgewicht. „Unsere Arbeitsgruppe beschäftigte weiterhin stark mit dem Thema Bewegung und Parkinson und konnte neben dieser Forschungsarbeit in den letzen Jahren zahlreiche positive trainings-therapeutische Erfahrungen mit Patienten machen“, erklärt die Sportwissenschaftlerin.

 

Die richtige Trainingsstrategie

 

Nicht jeder Sport sei für Parkinson-Erkrankte geeignet, erklärt Schwed. Bei neurologischen  Erkrankungen wie Parkinson ist die Trainingsstrategie von großer Bedeutung. Die Trainingsform aber auch die Trainingsintensität spielt eine ebenso große Rolle. In den letzten Jahren gab es zunehmend Hinweise darauf, dass sich vor allem Laufbewegungen positiv auf das Nervensystem auswirken. Schwed zufolge wurde im Tierexperiment nachgewiesen, dass eine sogenannte „forced-use“ Strategie vor Neurodegeneration schützt, dabei steht „forced-use“ für vermehrte Nutzung der betroffenen Extremitäten. Durch das Einsetzen dieser Strategie kommt es zu einer verminderten Neurodegeneration und zu einer reduzierten Symptomatik bei Parkinson. Man vermutet, dass die Ursache für diese positiven Effekte die Ausschüttung sogenannter „neurotropher Faktoren“ ist, welche auch als Nervennährstoffe bezeichnet werden. Insbesondere Gangbewegungen und Bewegungen mit hoher Reflexauslösung bewirken eine starke Freisetzung dieser Faktoren. Ein Aspekt, den Patient, Arzt oder Therapeut bei der Wahl der sportlichen Bewegungsform beachten sollten. Diese ersten Hinweise wurden in den vergangenen fünf Jahren in mehren Studien bestätigt.

 

Schutz vor Stürzen

 

Nordic-Walking ist auch für unsichere Patienten, die zu Gleichgewichtsstörungen und unter Gangunsicherheit sowie Sturzangst leiden, eine gute Möglichkeit zu sportlicher Betätigung zu finden. Insbesondere da die Stöcke einen hohen Sicherheitsaspekt für das Bewegen im Freien darstellen. Für diese Patienten ist diese Sportart besonders sinnvoll. Für Parkinson-Erkrankte, die gut laufen können, ist schnelles Gehen oder Joggen zu empfehlen, wenn aus medizinischer Sicht keine Kontraindikationen bestehen. Für schlechtes Wetter oder in den Wintermonaten, die durch Eis und Schnee geprägt sind, lässt sich die schnelle Gangbewegung auch gut auf dem Laufband realisieren, da ein Festhalten gegebenenfalls möglich ist und ein Trainer die Durchführung überwachen kann.

 

Sport speziell für neurologisch Kranke

 

Einführungskurse in Nordic-Walking-Technik werden als Präventionsmaßnahme zudem von vielen Krankenkassen bezuschusst. Das Projekt Neuroschule ist ein Gemeinschaftsprojekt der Sportinstitute der Goethe Universität, der Hochschule Fresenius in Idstein und der Universität des Saarlandes und beschäftigt sich mit der Erforschung eines Optimalen Trainings bei neurologischen Kranken. Die Patienten können sich zu einem zielorientierten und individuellen Training beraten lassen, durchgeführt wird es auf Basis des aktuellen Forschungsstandes.

 

Die dPV Regionalgruppe Neu-Anspach bietet im 2. Quartal 2011 jeden Dienstag um 17.30 Uhr Nordic-Walking an, Treffpunkt  an der Jammerhecke mit Anleitung eines Übungsleiters.